Dialog mit der katholischen Kirche
Warendorf. Die Flüchtlingssituation im Kreis Warendorf und in Europa stand im Zentrum des Austausches von Politik und Kirche. Mitglieder des CDU-Kreisvorstands Warendorf kamen mit Weihbischof Dr. Stefan Zekorn und den Dechanten im Kreis Warendorf zu ihrem regelmäßigen Treffen zusammen. In der Landvolkshochschule in Freckenhorst diskutierten sie über das Engagement der Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit sowie die Zukunft der Europäischen Union (EU). Abschließend nahmen sie die hohe Belastung von Schülerinnen und Schülern in den Blick.
„Ich kenne keine Pfarrei im Kreisdekanat, die sich nicht für Flüchtlinge engagiert“, lobte Weihbischof Zekorn zu Beginn des Gesprächs das ehrenamtliche Engagement. Durch die vom Bistum geschaffenen Stellen zur Koordinierung der Ehrenamtlichen könne dieses Engagement genau an den richtigen Stellen eingesetzt werden. Dem Lob schloss sich Landtagsabgeordnete Astrid Birkhahn an. „5000 Flüchtlinge kreisweit, das ist eine neue Gemeinde Beelen“, stellte sie einen Vergleich auf. Durch die reibungslose Zusammenarbeit aller Parteien sowie einen ständigen Informationsaustausch sei es gelungen, ein Flüchtlings- und Integrationskonzept für den Kreis Warendorf aufzustellen. „Wir wollen die Integration über die Arbeitswelt nach vorne bringen. Wir wissen, was wir zu tun haben“, erkärte Birkhahn.
Besorgt äußerte sie sich dagegen über die europäische Flüchtlingssituation. „Die EU ist aus dem Traum aufgewacht, auf dem Weg zu einer Union zu sein“, sagte Birkhahn. Gemeinsam müsse man sich nun für Europa einsetzen. Auch Bundestagsabgeordneter Reinhold Sendker betonte, dass die demokratischen Strukturen gestärkt werden müssten. „Es geht darum, Krieg zu verhindern; Frieden ist die wichtigste Perspektive“, erklärte er. Um den bestehenden Kurs zu halten, werde gesellschaftliche Akzeptanz benötigt, wies Sendker auf die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel hin.
Kreisdechant Peter Lenfers lenkte den Blick noch einmal auf das Engagement vor Ort. Noch immer mache er die Erfahrung, dass sich die Menschen weiterhin in die Flüchtlingsarbeit einbinden ließen. „Aber man merkt immer deutlicher, dass es von der Größenordnung her eine Institutionalisierung braucht“, erklärte er. Dass in Zukunft ein anderer und vertiefter Austausch mit dem Islam erforderlich werde, darauf machte Dechant Karl Kemper aufmerksam. „Im Moment deckt sich das Bild der Bürger vom Islam nicht mit der Realität“, sagte er. Auch für die Politik sei es wichtig, den Islam als Religion besser kennenzulernen.
Ein weiteres Thema lag Weihbischof Zekorn für den Austausch mit den CDU-Politikern am Herzen. Bei seinen Besuchen in den verschiedenen bischöflichen, aber auch staatlichen Schulen im Kreis werde er immer wieder mit der hohen Belastung von Schülerinnen und Schülern konfrontiert. Laut einer Umfrage, die eine Schulseelsorgerin in einer Oberstufe einer staatlichen Gesamtschule im Kreis durchgeführt habe, befände sich ein Drittel der Oberstufenschüler in therapeutischer Behandlung. „Das ist erschreckend viel“, sagte Zekorn. Landtagsabgeordnete Astrid Birkhahn betonte den Einsatz von multifunktionalen Teams in Schulen. Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter und Erzieher würden dann zusammenarbeiten. Beide Gesprächsparteien waren sich einig, dass aber auch die Eltern stärker in Bildungs- und Erziehungsaufgaben einbezogen werden müssen.